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Im Auftrag eine landesgeschichtlichen Einrichtung erfolgte unten stehende, bislang unüberarbeitete Rezension zum Buch:

Bibersfeld. Geschichte eines Dorfes im Rosengarten und seiner Teilorte. Hrsg. von Gisela Färber, Andreas Maisch, Monika Odenwälder und Daniel Stihler (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Schwäbisch Hall; Heft 18). Schwäbisch Hall 2002. 608 S., zahlr. Abb. ISBN 3-932146-18-2.

In der zweiten Hälfte des vergangen Jahrhunderts wurden im Zuge der Gebietsreform ehemals eigenständige Gemeindeverwaltungen aufgelöst und von größeren Städte eingemeindet. Im Zuge dieser Eingemeindungswelle verloren auch viele Dörfer ihre Selbstständigkeit an Schwäbisch Hall. In den letzten Jahren besannen sie sich auf ihre Identität und brachten umfangreiche Ortschroniken bzw. Heimatbücher heraus. Ein weiterer Baustein in dieser Reihe ist das Buch über Bibersfeld. Zielsetzung des Autorenteams war eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte des Dorfes und seiner Teilorte, aber auch die Darstellung der jüngsten Entwicklung und des gegenwärtigen Zustandes. Mit der Gewinnung von Autoren aus vielen Bereichen sollte die Bevölkerung eingebunden werden.

Der erste Teil des Buches befasst sich mit der allgemeinen Ortsgeschichte. Sehr faktenreich schildert Maisch die Entstehung des Dorfes und die weitere Entwicklung unter der Herrschaft der Reichsstadt Hall bis 1802. Er zeigt die Beziehungen zwischen der Reichsstadt und dem Dorf auf (Abgaben, Gerichtsbarkeit). Obwohl die Überlieferungen mangels anderer Quellen überwiegend auf Gerichtsakten und Verwaltungsprotokolle basieren, werden darin auch die Lebensumstände der Menschen, das Sozialgefüge und die politischen Verhältnisse deutlich. Ebenso akribisch recherchierte Stihler über den Bauernkrieg, die Kirche und die Pfarrei. Das 19. Jahrhundert mit der politischen Neuorganisation und die sozialen Veränderungen brachte auch für Bibersfeld weitreichende Folgen: Ablösung der Feudallasten, Bevölkerungswachstum, Auswanderung. Lediglich die konservative Ausrichtung der Bevölkerung blieb eine politische Konstante. Breiten Raum findet die Geschichte des 20. Jahrhunderts. An vielen Einzelschicksalen wird aufgezeigt, wie die weltpolitische Entwicklung das Leben dieses kleinen Ortes und seiner Menschen prägte. Gegenstand der Untersuchung waren ferner das Kriegsende 1945, die Besatzungszeit und die Eingemeindung 1972.

Im zweiten Teil des Buches berichten mehrere Autoren, teilweise detailliert, über Spezialthemen: Flurnamen, Landwirtschaft, Schule, Schloss. Im Mittelpunkt steht aber die aufwendig recherchierte Geschichte der Teilorte Hagenbach, Hohenholz, Starkholzbach, Sittenhardt, Wielandsweiler, Buchhof, Hilbenhof und Rötenhof. Auf fast 150 Seiten wird die Hausgeschichte nahezu jedes Gebäudes beschrieben, das vor 1900 errichtet wurde. So ergibt sich ein detailliertes Gesamtbild der historischen Entwicklung von Bibersfeld und seiner Teilorte.

Im dritten bis fünften Teil wird zunächst über zentrale gewerbliche Einrichtungen eines Dorfes berichtet: Wirtshäuser, Mühlen, Kolonialwarenhandlungen und Banken. Im Anschluss daran geben die gegenwärtigen Gewerbebetriebe und Vereine Kurzportraits ihrer Geschichte und ihrer jüngsten Entwicklung. Abgerundet wird das Buch durch Zeitzeugenberichte und spezifische Quellen zu Brauchtum, Auswanderung und den 2. Weltkrieg.

Bei derart vielen Autoren ist es schwierig, eine für alle Bereiche des Buches gültige Würdigung abzugeben. Zu unterschiedlich war der Ansatz und die Fragestellung. Gewiss wäre bei dem einen oder anderen Beitrag mehr Quellenkritik angemessen gewesen. Persönliche Einschätzungen der Verwaltung und anderer Handelnder sollten jedoch stets hinterfragt werden. Insgesamt kann man dem Autorenteam attestieren, dass die Gesamtdarstellung über Geschichte und Gegenwart von Bibersfeld voll gelungen ist. Zusammenhänge, Entwicklungen und historische Details, die bisher im Verborgenen lagen, sind damit einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Noch viele Jahre werden die erarbeiteten Forschungsergebnisse Früchte tragen, das Wissen vermehren und Identität bei den Bürgern stiften.

Otto Windmüller

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